Queer bedroht Eure Stadt nicht, es bereichert sie (Robert, 34)

Schwul in Paderborn - Mit Herzenslust!

Name:

Robert

Alter:

34

Wohnort:

Paderborn, eine kleine Großstadt in OWL

Als was bezeichne ich mich:

Ich bin schwul – bin aber davon überzeugt, dass jeder Mensch im Grunde bisexuell ist. Also zu mindestens 98% auf der Homo-Seite des Kontinuums 🙂

Beruf:

Junior-Professor in der Psychologie an der Universität Paderborn

Da kannst du mich in Paderborn finden:

Ab und zu bin ich bei Susi – oft bin ich bei der Unique-Party in der Kulte – am Wochenende gern im Café Röhren (oder in Bielefeld oder im Ruhrpott…) – und sonst: an der Uni. 🙂

Geburtsort:

Eine Kleinstadt in Sachsen, noch zu DDR-Zeiten

Familie ist für mich:

Weit weg, in Sachsen.

Ich glaube an:

Ich bin Atheist, glaube an nichts, was eine Religionsgemeinschaft sagt. Deshalb bin ich aber hoffentlich kein Pessimist! Im Gegenteil: Der Umgang miteinander und mit der Natur ist von Menschen gemacht und kann deshalb auch von Menschen gestaltet werden: Let’s talk about it!

Welche Musikrichtung mag ich gerne:

Sachsen – Karl-Chemnitz-Stadt – Kraftklub!

Was sind meine Lieblingsbücher:

Empfehlen kann ich die Bücher von Haruki Murakami (z.B. „1Q94“) und von IanMcEwan (z.B. „Saturday“). Und natürlich (fast) alles von Stephen King!

Wieso lebe ich in Paderborn:

Nach Paderborn bin ich nicht – sorry, eingefleischte PB-Fans – der Stadt wegen gekommen, sondern wegen der Liebe und wegen des Jobs an der Uni. Und nach einer Eingewöhnungszeit fühle ich mich hier ganz wohl.

Wo befindet sich mein Lieblingsort in Paderborn:

Toll ist der Platz vor der Stadtbibliothek: dort gebe ich irgendwann mal eine große Party. Und die Hochfläche Haxterberg im Sommer – weit weg von der Stadt kann man dort super entspannen.

Das vermisse ich an Paderborn:

Im Vergleich zu ähnlichen großen Städten fehlt mir hier ein reichhaltigeres kulturelles Angebot: Ausstellungen, Konzerte, alternative Kinofilme (v.a. Originalversionen englischsprachiger Filme!), alternative Kneipen – das fehlt PB. Außerdem gibt es hier relativ wenige öffentliche politische Auseinandersetzungen. Wie konservativ ist denn die Jugend hier?

Das finde ich doof an Paderborn:

Das einzige, was wirklich richtig doof ist, ist die dämliche Bahn-Anbindung an diese Stadt. Nur 4 mal pro Tag ein ICE durch eine Universitätsstadt und 1 Stunde für 50 km nach Bielefeld?! Auch wenn hier alle ein Auto oder Flugzeug haben: Das MUSS sich ändern!

Das würde ich an Paderborn ändern:

Ich würde der Stadt eine Rosskur in alternativen Lebensweisen verschreiben: Liebe Paderbörner/innen, bitte nehmt wahr, dass es neben der üblichen Hetero-Lebensweise noch vieles anderes gibt. Queer bedroht Eure Stadt nicht, es bereichert sie!

Mehr zum queeren Leben in Paderborn

Das liebe ich an Paderborn:

Ich mag an Paderborn, dass die Stadt für Radfahrer (im Vergleich zu Süddeutschland) gut geeignet ist und dass hier noch nicht alles so hektisch ist wie in größeren Städten. Daneben mag ich die Freunde, die ich hier als „Immigrant“ gefunden habe. Sie machen die Stadt für mich sehr lebens- und liebenswert.

Das macht Paderborn für mich besonders:

Paderborn hat schon noch ein schlechtes Image nach außen (katholisch-konservativ-langweilig, und das ist nicht alles falsch!), zumal viele Nicht-Paderbörner z.B. auch gar nicht wissen, wo dieses Stückchen Erde eigentlich ist (so ging es mir z.B. auch). Ich hoffe, dass die aktuellen Werbekampagnen der Stadt nicht zu erfolgreich sind: Erhaltet Euch das Understatement, auch wenn die Briten weg sind!

Wann habe ich mich geoutet:

Zwischen 2001-2003 habe ich mich geoutet. Erst Schritt für Schritt bei einzelnen Leuten, dann auch vor größeren Gruppen. Heute bereue ich das ein bisschen: Früher wäre schön gewesen.

Welche Erfahrungen habe ich mit meinem Outing gemacht:

Bisher habe ich sehr positive Erfahrungen mit dem Outing gemacht. Sowohl im Beruf (der ist aber auch gut geeignet dafür) als auch privat gab es kaum negative Reaktionen darauf. Einige Personen (z.B. in der Familie) haben Zeit gebraucht, mit dem Schwulsein umzugehen, das kann ich ihnen aber nicht übelnehmen – das ging mir ja ähnlich.

Wo oute ich mich, wo nicht und warum:

Ich oute mich nicht auf allen Straßen in Paderborn (z.B. durch Händchenhalten), weil ich keine Lust auf blöde Sprüche habe. Diese habe ich hier schon öfter (teilweise sehr lautstark) gehört und das – nervt. In persönlichen Kontakten oute ich mich oft nebenbei: „Mein Ex-Mann hat dies und das gemacht… Die schwule Szene hier finde ich …“. Das klappt ganz gut bisher.

Da habe ich mich diskriminiert gefühlt/ fühle ich mich diskriminiert:

Außer durch blöde Sprüche auf der Straße fühle ich mich in PB kaum diskriminiert. Unintelligente Aussagen aus dem Dom oder aus einer Moschee kann man ja ignorieren.

„Tunten, Dicke, Spinner und HIV-Positive zwecklos“ – Das sind meine Erfahrungen mit Diskriminierung in der schwulen Szene:

Nur weil jemand schwul oder lesbisch ist, diskriminiert diese Person natürlich nicht weniger als Heteras/-os. Ich glaube ich bin oft zu skeptisch gegenüber Jungs aus Ländern, in denen Schwule diskriminiert werden, z.B. arabischen Ländern, Osteuropa oder Russland. Vor der Kontaktaufnahme mit Jungs aus diesen Ländern lass ich mich hoffentlich nicht zu sehr von meinen Stereotypen über diese Länder beeinflussen.

Was mag ich an mir:

Dass ich es hier als Wahl-Paderborner bisher so lange ausgehalten habe?! 😉

Das kann ich besonders gut:

Findet’s raus! 🙂