Lena Arndt, die seit 21 Jahren für die Aidshilfe Paderborn im Bereich Beratung und Betreuung tätig war, wurde von Vorstand, Mitarbeitenden und Besuchenden der Aidshilfe in den Ruhestand verabschiedet. Sie war die Hälfte ihres Arbeitslebens Gesicht der Aidshilfe und prägte die Arbeit und die Angebote der Beratungsstelle maßgeblich mit.
Eine starke Frau, die sich für andere Frauen noch stärker macht. So kann Lena Arndt sicher bezeichnet werden. Zur Veranschaulichung sind zwei große, wichtige Stationen in ihrer persönlichen und beruflichen Biografie zu nennen, die Paderborner Aidshilfe und das Frauenhaus.
Der Frauenhaus Paderborn e.V. wurde 1979 von Frauen der Frauenhausinitiative gegründet. Lena Arndt gehörte zu diesen Gründungsmitgliedern. Trotz oder gerade aufgrund der oft ermüdend zu führenden öffentlichen Kontroversen ließen sich die Frauen die Vision nicht nehmen, eine Zufluchtsstätte für Frauen, die von Männergewalt bedroht wurden und nicht mehr sicher waren, zu errichten. Erklärtes Ziel war es, Frauenhäuser zu errichten, um sie überflüssig zu machen. „Von Frauen für Frauen“ war die Devise. Nach 19 Jahren hauptberuflicher Tätigkeit im Frauenhaus widmete sich Frau Arndt einem neuen Tätigkeitsfeld, verließ aber das alte nicht ganz: Sie blieb Mitglied des Vereins, engagierte sich im Vorstand des Frauenhauses und unterstützte die Arbeit weiterhin tatkräftig und inhaltlich durch ehrenamtliche Mitarbeit.
Beruflich zog es Lena Arndt 2001 in die Aidshilfe Paderborn – ein ganz anderer Arbeitsbereich. Die Aidshilfe Paderborn ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Hauptaufgabe die Präventionsarbeit zur Verhinderung von HIV-Neuinfektionen sowie die psychosoziale Begleitung und Betreuung HIV-positiver und an Aids erkrankter Menschen ist.
Die Arbeit ist von (oft homosexuellen) Männern geprägt, die Frauen weniger im Blick haben. Doch HIV und Aids ist auch ein Thema für Frauen. Unter den 90.800 Menschen, die in Deutschland mit dem Virus leben müssen sind 18.100 Frauen. Weltweit sind weit über die Hälfte aller infizierten Menschen Frauen. So ist es kaum verwunderlich, dass Lena Arndt auch hier Frauen in den Blick nahm, diese gerade bei der Beratung und in der psychosozialen Beratung und Begleitung als Zielgruppe fand, und hier ihre erworbenen Kompetenzen einfließen ließ. Mit der Diagnose HIV positiv stellen sich Frauen viele Fragen, bei deren Beantwortung Lena Arndt betroffene Frauen einfühlsam und kompetent; von Frau zu Frau, unterstützt. Unterstützung bekommen nicht nur HIV-positive, sondern auch als Familienangehörige, Freundin, Unterstützerin oder Pflegerin betroffene Frauen von ihr.
Lena Arndt begleitete zudem die Selbsthilfegruppe von HIV-positiven Menschen fachlich, baute gemeinsam mit Kolleginnen der benachbarten Aidshilfen in Ostwestfalen ARIADNE, ein Netzwerk für HIV-positive Frauen, auf und brachte sich in diverse Präventions- und Informationsveranstaltungen ein.
Auch in der Aidshilfe Paderborn beschränkt sich ihr Einsatz aber nicht auf den beruflichen Teil. Einen großen Teil ihrer Arbeit nahm sie mit in ihr Privatleben hinein, so half ihre gesamte Familie bei Welt-Aids-Tagen und anderen Aktionen ehrenamtlich mit, ihre Freundinnen und Freunde konnten als Sponsoren und Unterstützende von ihr gewonnen werden und nicht zuletzt ließ sich Lena Arndt nicht nehmen, selbst ohne Entgelt für die Sache des Vereins tätig zu werden. Auf ehrenamtlicher Basis war sie zum Beispiel von 2008 – 2011 Mitglied des Vorstands der Aidshilfe NRW, dort wieder für das Themengebiet Frauen und HIV zuständig. 2018 wurde ihr auch deshalb für ihr ehrenamtliches Engagement der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Mit Lena Arndt verlässt eine erfahrene und engagierte Mitarbeiterin die Beratungsstelle, ihre Aufgaben werden ab Januar von Thorsten Driller, der bereits seit 2009 im Bereich HIV-Prävention in der Aidshilfe tätig ist, übernommen.