Beim Paderborner Karnevalsumzug war in diesem Jahr die Aidshilfe Paderborn, insbesondere das Herzenslust Team und die queere Jugendgruppe Ohana, zusammen mit Menschen aus der queeren Szene unter dem Motto „Haus des Geldes“ mit dabei. Die Fußgruppe verteilte Kondome und Kamelle, feierte jeck und wild, aber machte mit Sprüchen wie „Gutes Geld für gute Arbeit“ und dem Verteilen von über einer Million in eigener Währung ebenso aufmerksam darauf, dass die vielfältigen Aufgaben der Aidshilfe auf dem Gebiet der HIV-Prävention und Gesundheitsselbsthilfe sowie der Antidiskriminierungs- und Integrationsarbeit eine ausreichende Finanzierung benötigen.

Für das Erbringen gesetzlicher und freiwilliger Leistungen erhält die Aidshilfe von Stadt und Kreis Paderborn sowie dem Land NRW Leistungsentgelte und Zuschüsse. Diese sind nicht kostendeckend, da neue Aufgaben hinzukommen und Personalkosten kontinuierlich steigen. In der Aidshilfe Paderborn arbeiten drei Hauptberufliche auf insgesamt zwei Vollzeitstellen, die queere Jugendgruppe Ohana, die seit letztem Jahr dazu gekommen ist, verfügt über eine eigene Finanzierung für eine zusätzliche hauptberufliche Teilzeitstelle. Mehr als 50 Ehrenamtliche sind in der Aidshilfe engagiert. Weit über 10.000 Menschen konnten auf Veranstaltungen erreicht werden, etwa 100 HIV-positive Menschen werden durch die Aidshilfe begleitet. Diese gute Arbeit kostet Geld.

Trotz steigender Beratungs- und Betreuungszahlen arbeitet das Team der Aidshilfe jedoch mit der gleichen Stundenzahl wie noch in den achtziger Jahren. Dabei hat sich die Situation deutlich geändert: Immer mehr Menschen leben mit HIV und Aids – international, in Deutschland und in Kreis und Stadt Paderborn. Dies ist darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen Zugang zur Behandlung haben und die antiretrovirale Kombinationstherapie ein langes Leben mit HIV ermöglicht. Aids ist, sofern die HIV-Infektion rechtzeitig festgestellt und behandelt wird, vermeidbar. Die Zahl der nicht diagnostizierten mit HIV infizierten Menschen nimmt jedoch zu. Die Anzahl der durchgeführten Tests und die Testbereitschaft sind zwar gestiegen, doch haben seit Ende der 1990er Jahre auch die HIV-Neuinfektionen zugenommen, so dass insgesamt die Zahl der nicht diagnostizierten mit HIV infizierten Personen zunimmt.

Die Verantwortlichen der Aidshilfe haben daher Ende letzten Jahres einen Antrag auf Erhöhung der Zuwendungen für ihr Kerngeschäft beim Kreis Paderborn gestellt. Dieser wurde aber abgelehnt. Dadurch wird es nicht nur immer schwieriger, die Arbeit in der gewünschten Qualität auszuführen, sondern es wird auch der Eigenanteil, den die Aidshilfe erbringen muss, von Jahr zu Jahr höher. Diese Problematik müssen Stadt und Kreis im Blick haben, wenn sie die am Rande des Möglichen arbeitende Aidshilfe nicht ausbluten lassen wollen.

Gute Arbeit braucht eine solide Strukturförderung! Trotz des jecken Anlasses: Das meinen wir ernst!