Nach zwei Jahren ohne öffentliche Veranstaltungen zum PaderPride freuten wir uns sehr auf die PrideWeek Ende Juni 2022, die dann jedoch aufgrund des Tornados, der durch Paderborn zog und schwere Verwüstungen hinterließ, fast vollständig ausfallen musste. Auf ein Highlight mussten wir aber an dem geplanten Wochenende nicht verzichten: Erstmals fand ein Gottesdienst zum PaderPride im Paderborner Dom statt, den die Queere Jugendgruppe Ohana Paderborn vorbereitet hatte. Die Teilnehmenden waren sich einig, es war bewegend. Und sicherlich ein queeres Stück Paderborner Geschichte.
Ebenfalls zu sehen war seit den Pride Weeks die Fotoausstellung „Schwule Tabus“ in der Aidshilfe Paderborn. Tabulos? In vielen Bereichen kann die schwule Szene so beschrieben werden. Aber es gibt Ausnahmen. Es gibt Dinge, über die nicht geredet wird, nicht geredet werden kann, die verschwiegen werden, die zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen. Die Ausstellung mit Fotos von Lina Loos lud ein, sich mit den Tabus der schwulen Szene auseinanderzusetzen. Und sie zu brechen. Mit Herz und Lust und Herzenslust!
Nachgeholt wurden dann Ende Juni noch ein queerer Märchenabend, an dem wir moderne ungarische Märchen lasen, die zeigen, wie divers die Welt ist und wie wir offen und akzeptierend mit unseren Mitmenschen umgehen. Das Buch, aus dem wir lasen, hatte 2021 für viel Tumult in Ungarn gesorgt und wurde gegen alle Widerstände ein Bestseller. Auch ein Herzenslust– Workshop mit dem Titel „Alles für’n Arsch“ zum Thema Analsex wurde nachgeholt. Spaß, Tabus, Scham und Vorurteile, Vorbereitung, Hilfsmittel, Pannen, Tipps und Tricks waren Thema, mit Information und Aktion – ohne sexuelle Handlungen.
Am Christopher Street Day, dem 28. Juni, startete dann endlich die Demonstration zum PaderPride 2022. Der Name ‚Christopher Street Day‘ kommt von der Christopher Street in New York City. In dieser Straße haben sich in der Nacht zum 28. Juni 1969, also 53 Jahre zuvor, bei den sogenannten Stonewall-Aufständen queere Menschen gegen Polizeiwillkür zur Wehr gesetzt. Das war zwar nicht das erste Mal, aber das vielleicht bekannteste Mal, dass das passiert ist, und das wurde dann auch zum Anstoß für die moderne queere Bewegung.
Bei der PaderPride Demonstration geht es uns um Sichtbarkeit.
Für viele queere Menschen kommt Sichtbarkeit im Alltag einer Mutprobe gleich. Wenn sie als lsbq gelesen werden, erhalten sie oft mehr Aufmerksamkeit als Heterosexuelle. Immer noch müssen LSBTIQ mit feindlicher Diskriminierung, Hassrede und Übergriffen rechnen. Ein Beispiel: 45 Prozent aller queeren Menschen sagen, dass sie sich nie oder nur selten trauen, öffentlich die Hand ihrer queeren Partner*innen zu halten.
Wir gingen deshalb an diesem Dienstag auf die Straße um sichtbar zu machen, dass Queeres Leben in Paderborn allgegenwärtig ist.
Unser Motto lautet: Wir sind.
Wir sind vielfältig.
Wir sind bunt.
Wir sind laut.
Wir sind viele.
Wir sind schwul, lesbisch, bisexuell, polysexuell, pansexuell, omnisexuell, asexuell, aromantisch.
Wir sind inter*, trans*, non-binär, genderfluid, questioning.
Wir sind noch viel mehr und alle einzigartig.
Wir sind Allies, also heterosexuelle und cisgeschlechtliche verbündete.
Wir sind mutig.
Wir sind ausgelassen und fröhlich.
Wir sind wütend.
Wir sind nach zwei Jahren endlich wieder hier vor dem Rathaus.
Wir sind nie weg gewesen.
Wir sind auch morgen noch da.
Wir sind nicht alleine.
Wir sind Teil einer Community.
Wir sind Stellvertreter*innen für die, die heute nicht da sein können oder dürfen.
Wir sind in New York, Oslo, Kabul, Moskau und Kijew.
Wir sind weltweit.
Wir sind hier.
Wir sind Paderborn.
Wir sind PaderPride!