Schutz vor einer HIV-Infektion ist schon lange nicht mehr nur an das Kondom gebunden. Eher neu und in der schwulen Szene derzeit ein top-aktuelles Thema ist die PrEP, zu der wir am 18. Mai in einem Workshop interessierte schwule Männer informierten. Referiert hat an diesem Abend der Paderborner Arzt und Herzenslust Mitarbeiter Zakhar Yanyushkin, der den Gästen nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus persönlicher Sicht das Thema näher bringen konnte. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Pride Weeks des PaderPride 2017 statt.

PrEP ist die Abkürzung für „Prä-Expositions-Prophylaxe“, auf Deutsch: Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt. Bei einer PrEP nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.

Die Wirksamkeit der PrEP mit dem HIV-Medikament Truvada® ist bei schwulen Männern mit hohem HIV-Risiko nachgewiesen. Bei ihnen schützt die PrEP so gut wie Kondome vor HIV. In sehr seltenen Fällen kann es aber trotz PrEP zu einer Ansteckung kommen. Außerdem schützt die PrEP nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.

Das HIV-Medikament Truvada® gilt als gut verträglich. Eine seltene, aber schwerwiegende Langzeitnebenwirkung ist eine Schädigung der Nieren. Wichtig ist, vor der PrEP und danach alle drei Monate einen HIV-Test zu machen und regelmäßig seine Nierenwerte kontrollieren zu lassen. Truvada® ist bereits in mehreren Ländern für die PrEP zugelassen, die europäische Zulassung erfolgte im August 2016.

In Deutschland ist die PrEP seit Oktober 2016 verschreibungsfähig, derzeit wird sie aber nicht von den Krankenkassen finanziert. An weiteren Medikamenten und Darreichungsformen wird derzeit geforscht.

Welche persönliche und individuelle Probleme der schwule Mann nach der Entscheidung zur PrEP hat wurde im Nachfeld der Veranstaltung sichtbar: Es ist wohl gerade bei uns in Paderborn schwierig, eine Praxis zu finden, die sich kompetent und in der Lage fühlt, eine PrEP zu begleiten. Dabei sind die allgemeinen Anforderungen an die behandelnden Mediziner_innen überschaubar: Einmal vor der PrEP, dann nach einem Monat und regelmäßig alle drei Monate muss die Nierenfunktion überprüft werden. Konkret wird dafür in aller Regel der Kreatinin-Wert im Blut gemessen. Die ebenso notwendigen HIV- und STI-Tests können sogarbei den AIDS-Hilfen oder dem Gesundheitsamt gemacht werden. Zudem muss vor der Einnahme einer PrEP geklärt werden, ob eine akute Hepatitis B Infektion vorliegt bzw. ob der Patient gegen Hepatitis A und B geimpft ist. Zudem müssen Auffälligkeiten der Knochen, Anfälligkeit für Brüche, Osteoporose etc. abgeklärt werden, da dann die Begleitung intensiver ausfallen wird.

In Zusammenarbeit mit der Bielefelder AIDS-Hilfe sind die Mitarbeitenden von Herzenslust in Paderborn dabei, Informationen einzuholen und weiter zu klären, wie Männer (und andere) auch bei uns ärztlich versorgt werden können, damit es heißt: PrEP – eine Chance für jeden!