Herzenslust Paderborn und die Veranstaltenden des PaderPride 2017 boten zum offiziellen Start der Pride Weeks eine Lesung im Café Röhren an.

Rainer Vollath las aus seinem Debutroman „Zwei Lieben“. Der 1966 geborene Autor hat in München, Paris und Kiel Romanistik und Germanistik studiert und über den spanischen Schriftsteller Juan Goytisolo promoviert. Er lebt als Autor und Redakteur in München und der Provence.

In der Mitte der über 30 Gäste las Rainer Vollath einige ausgewählte Kapitel aus dem Roman vor. Ihm ist mit dem Werk gelungen, die schon oft in Sachliteratur festgehaltenen Informationen zu den Zeiten der Schwulenverfolgung in der NS-Zeit und der Emanzipationsbewegungen in der Nachkriegszeit in einem der selteneren belletristischen Romane festzuhalten. Das wirkt keinesfalls seltsam oder respektlos, vielmehr hörten die Gäste zum Teil in absoluter Stille, die sich aufgrund der Dramatik und der Darastik der geschilderten Situationen gebildet hatte, gebannt und interessiert zu. Gekonnt zieht Vollath mit einer eher sachlichen und objektiven Schreibart trotz des emotionalen Themas in den Bann. In dem anschließenden Gespräch berichtete Vollath über seine Recherchen, die gerade im Rahmen der Aufarbeitung der NS-Zeit leider keine Kontakte mit Überlebenden beinhaltete, da bereits alle ehemaligen Häftlinge verstorben sind.

Zum Inhalt des Buches:

Berlin 1938. Der 28-jährige Fritz wird im Berliner Tiergarten von der Gestapo ertappt, verhaftet und ins KZ gebracht. Sieben Jahre verbringt er in Sachsenhausen und Flossenbürg. Was ihm beim Überleben hilft, ist seine Liebe zu dem jungen Häftling Jan aus Warschau. Bei Kriegsende trennen sich jedoch ihre Wege für immer.
Aus Angst vor Repressalien führt Fritz nach dem Krieg in Berlin jahrzehntelang ein Doppelleben und traut sich nicht, zu seinem Schwulsein zu stehen. Doch dann wird 1969 der Paragraph 175 entschärft, ein frischer Wind weht in der Metropole. Fritz versucht, eine Entschädigung für die im KZ erlittenen Qualen zu bekommen – und er lernt Will kennen.

Der Autor erzählt in sich zeitlich abwechselnden Kapiteln den Überlebenskampf im KZ und das Aufkeimen der Schwulenbewegung in der Berliner Nachkriegszeit. Er zeichnet das Leben eines Mannes nach, der es trotz seiner – aus einer bedrückenden Vergangenheit herrührenden – Ängste schafft, ein Selbstbewusstsein als schwuler Mann zu entwickeln und sich seinen Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen.